Projektintention

Nach allgemeiner Meinung stellen die anerkannten Regeln der Technik (aRdT) den geschuldeten Mindeststandard dar, dem die Werkleistung grundsätzlich zu genügen hat, solange nicht ausdrücklich etwas anders vereinbart wurde. Dies verengt Handlungsspielräume und beeinträchtigt die Umsetzung innovativer und nachhaltiger Bauvorhaben. Das Institut für Bauökonomie und das Institut für Industriebau, Entwerfen und Konstruieren der Universität Stuttgart sowie die 3D2L GmbH entwickeln daher im Rahmen des Forschungsvorhaben „Geschosswohnungsbau mit Holz: Vorgehensweisen und Alternativen zum Umgang mit Normen (NORMholz)“ Konstruktions- und Prozessalternativen für die privatautonome Abstandnahme von den aRdT des Geschosswohnungsbaus mit Holz.

Der Holzbau steht dabei als Beitrag zum ökologischen und klimagerechten Bauen im Fokus. Das erste Ziel ist die Identifikation kostentreibender aRdT im Holzbau. Das zweite Ziel ist die Entwicklung kostengünstiger, gleichwohl funktionstauglicher Konstruktionsalternativen unter Vermeidung besonders kostentreibender aRdT im Holzbau. Das dritte Ziel ist die Entwicklung von Prozessalternativen zur privatautonomen Abstandnahme von den aRdT. Das vierte Ziel ist die Prognose der finanziellen Auswirkungen, welche sich aus der Umsetzung der entwickelten Konstruktionsalternativen ergeben. Die Forschungsergebnisse tragen bei zur Reduzierung der Bauwerkskosten im Kontext des Geschosswohnungsbaus mit Holz und setzen breitenwirksame Impulse in der Transformation zum ökologischen und klimagerechten Bauen in der Bau- und Immobilienwirtschaft in Baden-Württemberg.

„Den Vertragsparteien steht es frei, von den [anerkannten Regeln der Technik] oder anderen technischen Regelungen abzuweichen, sofern es sich nicht um einen rechtlich zwingend einzuhaltenden Standard handelt. Damit vereinbaren die Parteien im Ergebnis einen höheren oder auch geringeren Standard. Angesichts der Rechts- und Vertragspraxis wird empfohlen, dass die Voraussetzungen für eine abweichende Regelung gesetzlich geregelt werden.“ (Empfehlung 7 des AK V./VI. des DBGT).

Nächste Schritte

Grundlage des Forschungsvorhabens bildet die Identifikation kostentreibender Faktoren, einschließlich aRdT im Kontext des Geschosswohnungsbaus mit Holz. Mittels einer durch die TREAD-Faktoren konzipierten Literaturrecherche werden zunächst Publikationen zu kostentreibenden Faktoren im Geschosswohnungsbau identifiziert und auf Ihre Relevanz für den Holzbau hin überprüft. Relevante Faktoren werden auf Grundlage ihrer Beeinflussbarkeit und ihrer Kostenauswirkungen kategorisiert und in einer Matrix dokumentiert. Diese Matrix wird anschließend durch Interviews mit Planenden, Ausführenden und Vertretenden der Bauherrschaft validiert und gegebenenfalls konfiguriert, um als Grundlage der weiteren Projektbearbeitung zu dienen. Gegenwärtig werden die Literaturrechte und die Akquise geeigneter Expertinnen und Experten bearbeitet sowie die Durchführung der Experteninterviews vorbereitet.

Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen des Strategiedialoges „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“.

Projekteckdaten

Antragsteller: Universität Stuttgart

Weitere Beteiligte: 3D2L

Zeitraum: Juli 2024 – Juni 2025