Projektintention

„Jeden Tag werden hunderte hochwertige Brandschutztüren minderwertig recycelt, obwohl diese ein großes Potenzial haben, direkt wieder genutzt zu werden. Dieses Handbuch wird es ermöglichen, dass dadurch Ressourcen und CO₂ eingespart werden können“, so Dominik Campanella, Geschäftsführer der Concular GmbH.

Die Einführung der Kreislaufwirtschaft in der Baubranche und die damit verbundenen Herangehensweisen für die Wiederverwendung von Bauteilen stellt einen wirksamen Hebel in der Erreichung der Klimaschutzziele von Baden-Württemberg dar. Im Hinblick auf brandschutzrelevante Bauteile und Materialien gibt es allerdings noch viele Hürden bei der Wiedernutzung. 

Mit diesem Projekt wird der Fokus auf die Thematik der Brandschutztüren gesetzt. Sie fallen bei nahezu jedem Abriss an und werden meist entsorgt. Dadurch, dass große Hemmnisse aufgrund fehlender Standardisierung und ungeklärter rechtlicher Fragen zur Qualitätssicherung und Zulassung bestehen, findet eine Wiederverwendung keine Beachtung. Sie befinden sich jedoch oft in gutem Zustand und werden im Neubau oder bei Sanierungsobjekten benötigt. Durch den Wiedereinsatz der Türen können Entsorgungs- und Neubaukosten gespart werden, zudem trägt es zur Schonung der Ressourcen bei.

Das übergeordnete Ziel des Projektes ist es somit, die rechtlichen Hindernisse zu überwinden und unter Einhaltung von Recht und Qualitätsstandards neue Wege bei der Wiederverwendung gebrauchter sicherheitsrelevanter Bauteile zu bestreiten.

Video

Ergebnisse und Lösungsansätze werden in einem Leitfaden zusammengefasst. Die Implementierung dessen schafft rechtssichere Prozesse für Gutachter, Zertifizierer und Prüfer im Kontext der Wiederverwendung von Brandschutztüren. Durch den Abbau von Hemmnissen und klaren Leitlinien können sich die Fachleute auf etablierte, sichere Verfahren berufen, was zu einer schnelleren und effizienteren Prüfung und Zertifizierung führt.

Bei der Erarbeitung des Leitfadens wird ebenfalls untersucht, welche Informationen im digitalen Gebäuderessourcenpass hinterlegt sein müssen, um die Wiederverwendung von Brandschutztüren nach dem Rückbau zu ermöglichen.

Der Leitfaden zur Wiederverwendung von gebrauchten Brandschutztüren kann als Pionierprojekt dienen, indem er nicht nur für Brandschutztüren, sondern auch als Modell für die Wiederverwendung anderer zertifizierter Bauteile fungiert. Diese Erweiterung der Anwendungsbereiche trägt dazu bei, die Skalierbarkeit des Ansatzes über den Brandschutzbereich hinaus zu fördern.

Hier gibt es den Leitfaden!

Leitfaden zur Wiedeverwendung von Brandschutztüren

Brandschutztueren_Leitfaden-1.pdf (2.6 MB)

Der Weg zur Wiederverwendung – fünf zentrale Schritte

  1. Eigentum klären – Wer ist Besitzer der Tür und haftet für Schäden?
  2. Bestandsaufnahme – Technische Daten, Einbausituation und Zustand erfassen, möglichst digital dokumentieren.
  3. Sorgfältige Demontage – Rückbau ohne Beschädigung von Tür, Zarge und Beschlägen.
  4. Lagerung & Transport – Stehend, gepolstert, wettergeschützt lagern.
  5. Dokumentation & Zulassung – ZiE-Verfahren mit Prüfung und Gutachten durchlaufen.

Funktionale Leistungsbeschreibungen als Hebel

Anstelle fester Produktvorgaben können Ausschreibungen auch nur Funktionen und Leistungsanforderungen definieren – etwa Feuerwiderstandsdauer oder Rückbaubarkeit. So werden gebrauchte Türen gleichwertig zu neuen Produkten zugelassen, wenn sie die Anforderungen erfüllen.

Politische und normative Entwicklungen

Die neue EU-Bauproduktenverordnung VO (EU) 2024/3110 fördert die Wiederverwendung von gebrauchten Bauprodukten, in dem ein Rechtsrahmen für die Bewertung und das Inverkehrbringen von gebrauchten Bauprodukten geschaffen wird. Hierfür müssen jedoch zunächst die technischen Regeln erarbeitet werden. Bis dahin müssen nationale Verfahren, bauvorhabenbezogenmit der ZiE und allgemeingültig mit der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung (abZ), genutzt werden. Parallel arbeiten Fachgremien an technischen Regeln für die Bewertung wiedergewonnener Bauprodukte – ein Schritt, der die Wiederverwendung künftig deutlich erleichtern könnte.

Fazit: Chancen nutzen, Standards schaffen

Die Wiederverwendung von Brandschutztüren ist technisch machbar, ökologisch sinnvoll und oft wirtschaftlich vorteilhaft. Was fehlt, sind flächendeckende Standards und allgemeingültige Zulassungsverfahren. Der Leitfaden liefert einen praxisnahen Bauplan für alle Beteiligten – und macht deutlich: Jede wiederverwendete Tür ist ein Beitrag zu Ressourcenschonung, Klimaschutz und einer zukunftsfähigen Baukultur.

Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“.

Eckdaten

Antragsteller: Concular GmbH

Projektlaufzeit: Juni 2024 – Mai 2025