Projektintention
Die stoffliche Verwertung von Rückbauten aus Stahlbeton beschränkt sich bisher weitestgehend auf das Recycling – beispielsweise für die Herstellung von ressourcenschonendem Beton (‚R‑Beton‘) unter Verwendung von Gesteinskörnung aus mineralischem Abbruchmaterial. Da der Zementbedarf bei der Herstellung von R‑Beton derzeit bisher nicht aus recyceltem Material gewonnen werden kann, birgt die Verwendung von R‑Beton ein eher geringes Potenzial, Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen kann daher eine ökologisch effizientere Art der stofflichen Verwertung darstellen, entsprechend dem Grundsatz: ‚reduce-reuse-recycle‘.
Für die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen fehlen jedoch bisher nahezu gänzlich normierte technische Grundlagen. Die Umsetzungen in Projekten beschränken sich bisher häufig auf die Weiterverwendung von Bauteilen für einen nicht tragenden, untergeordneten Verwendungszweck und in seltenen Ausnahmefällen auf die Wiederverwendung von Stahlbeton-Fertigteilen.
Das Forschungsprojekt ‚Wiederverwendung von Stahlbetonteilen‘ schließt dagegen auch Ortbetonbauteile und Halbfertigteile mit ein und zielt in erster Linie auf die Wiederverwendung, d. h. den Wiedereinbau für denselben (tragenden!) Zweck.
Ziel dieses Projekts ist daher die Erarbeitung der technischen Grundlagen für den Rück- und Wiedereinbau von Stahlbetonbauteilen. Das Forschungsprojekt wurde durch das Referat 21 ‚Bautechnik und Bauökologie‘ des Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen (MLW) initiiert. Das MLW begleitet das Projekt auch in der Umsetzung.
Die Ergebnisse sollen direkt in der Baupraxis anwendbar sein. Dafür ist als Ergebnis ein Leitfaden vorgesehen, der eine Umsetzung der Wiederverwendung in der Praxis aufzeigen soll.
„Wir sind davon überzeugt, dass die Wiederverwendung ganzer Bauteile einen spürbaren Beitrag für das nachhaltige und ressourceneffiziente Bauen leisten kann und wird. Doch dafür braucht es verlässliche Rahmenbedingungen – sowohl technische als auch baurechtliche. Das Forschungsprojekt wird Antworten auf technische Fragestellungen rund um die Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen aus Gebäuden geben, die ursprünglich nicht für den Rückbau ausgelegt waren.“, so Bauministerin Razavi über das Projekt „Wiederverwendung von Stahlbetonbauteilen“.
Nächste Schritte
Die Dauer des Forschungsvorhabens ist bis Ende 2025 angesetzt. Die Forschungsleistung umfasst dabei alle wesentlichen Aspekte, die für die Wiederwendung tragender Stahlbetonbauteile relevant sind. Begonnen mit der Analyse und Aufnahme des Bestandes, über den Rückbau, die Prüfung und die Aufbereitung der Bauteile hin zum Wiedereinbau in neue Gebäude. Die Veröffentlichung der Forschungsergebnisse, auch in Form eines Leitfadens, wird Planer, Gutachter und genehmigende Stellen bei der Antragstellung bzw. Erteilung von Zustimmungen im Einzelfall (ZiE) unterstützen. Die Ergebnisse des Forschungsvorhabens werden zusammen mit dem Erfahrungsgewinn aus ihrer Umsetzung in der Praxis die Grundlage für die zukünftige Entwicklung der technischen Regelwerke sein.
Das Forschungsprojekt wird von Herrn Prof. Oliver Fischer, Lehrstuhl für Massivbau und Herrn Prof. Konrad Nübel, Lehrstuhl für Bauprozessmanagement von der TU München bearbeitet. Renommierte Persönlichkeiten aus Wissenschaft, Praxis und Bauaufsicht begleiten das Forschungsprojekt als Betreuungsgruppe.
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen des Strategiedialoges „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“.
Eckdaten
Antragsteller: Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg
Projektbeteiligte: Ministeriums für Landesentwicklung und Wohnen Baden-Württemberg, Technische Universität München
Projektzeitraum: September 2023 -Dezember 2025