Am 9. Juli fand in den Räumen des Fraunhofer IAO in Stuttgart das SecureWood Forum statt. Fachleute und Branchenvertreter:innen kamen zusammen, um über die Ergebnisse und Chancen des zirkulären Bauens mit Holz zu diskutieren.
Das Forschungsprojekt SecureWood verfolgt das Ziel, zirkuläre Bauweisen mit Holz zu fördern und dadurch Ressourcen zu schonen sowie die Abfallmengen im Bausektor deutlich zu reduzieren. Unter der Leitung des Instituts für Werkzeugmaschinen der Universität Stuttgart und in Kooperation mit dem Fraunhofer IAO wird untersucht, wie Holzbaustoffe aus Rückbauprozessen hochwertig weiterverwendet werden können.
Motivation und Ausgangslage
Holz ist zunehmend ein knappes Gut. Die Nachfrage steigt, während durch Waldstilllegungen der Einschlag sinkt. Gleichzeitig verursacht der Bausektor rund 54 Prozent des gesamten Abfallaufkommens in Deutschland. Zudem besteht ein hoher Sanierungsbedarf bei Wohngebäuden, insbesondere bei Mehrfamilienhäusern. Die aktuelle Änderung der Landesbauordnung Baden-Württemberg, die Aufstockungen und Dachgauben erleichtert, bietet nun die Chance, Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig auf recycelte Materialien zurückzugreifen.
Projektinhalt und Prozesskette
Im Zentrum des Projekts steht die Rückführung tragender Holzelemente, etwa aus Dachstühlen, in den Materialkreislauf. Dabei werden verschiedene Szenarien untersucht: von der direkten Wiederverwendung der Balken vor Ort (on-site) über die Aufbereitung in Zimmereien (off-site) bis zur Lagerung und Vermittlung über Materialbörsen.
Die Prozesskette umfasst mehrere Schritte: Zunächst werden vorhandene Holzelemente im eingebauten Zustand optisch erfasst und in einer digitalen Punktewolke dokumentiert. Nach dem Rückbau folgt die Detailprüfung, bei der Fremdstoffe wie Nägel oder Schrauben erkannt und entfernt werden. Anschließend werden die Holzelemente gereinigt, bearbeitet und für die erneute Nutzung vorbereitet. Technisch kommen dabei moderne Verfahren wie Computertomografie, Ultraschallprüfungen oder thermografische Verfahren zum Einsatz. Letztlich werden die Bauteile für die Montage vorbereitet und in neuen Bauprojekten wiederverwendet.
Beteiligte Akteure und rechtliche Herausforderungen
Die Umsetzung zirkulärer Bauweisen erfordert die enge Zusammenarbeit zahlreicher Akteure: Bauherren, Planer, Vermessungsbüros, Prüfinstitutionen, Holzverarbeiter und spezialisierte Maschinen- und Anlagenhersteller. Eine besondere Herausforderung stellt die rechtliche Einstufung von zurückgebautem Holz dar. Wird dieses als Abfall deklariert, ist eine Wiederverwendung rechtlich und technisch deutlich erschwert. Durch lückenlose Dokumentation und eine unmittelbare Zweckbindung kann die Einstufung als Abfall jedoch vermieden werden. Die Eigentumskette spielt hierbei eine zentrale Rolle.
Aktuelle Entwicklungen und industrielle Ansätze
Das Projekt benennt auch internationale Entwicklungen, wie etwa dem US-Unternehmen Urban Machine, das mit mobilen Roboteranlagen Holz aus Abbruchprojekten automatisiert reinigt und aufbereitet. Ziel ist, ein geschlossener Materialkreislauf mit möglichst geringem Ressourceneinsatz. Auch in Deutschland gibt es vergleichbare Ansätze, wie etwa regionale Sekundärrohstoffzentren, die als Zwischenlager und Vermittlungsstellen für rückgebaute Bauteile dienen könnten.
Ausblick
Für die Zukunft ist geplant, ein sogenanntes „Reallabor“ einzurichten, in dem die entwickelten Konzepte praxisnah getestet werden. Neben der technischen Machbarkeit sollen auch tragfähige Geschäftsmodelle für alle Beteiligten sowie rechtliche Handlungsbedarfe erarbeitet werden. Damit könnte SecureWood einen wesentlichen Beitrag dazu leisten, Holzbau ressourcenschonender, wirtschaftlicher und klimafreundlicher zu gestalten.
Das Projekt zeigt, wie durch technologische Innovation und verbesserte Prozesse der Gebäudebestand als wertvolle Rohstoffquelle genutzt werden kann. Mit SecureWood wird ein zukunftsweisender Schritt in Richtung zirkuläres Bauen gemacht, der sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile verspricht.
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“.