Projektintention
Die Technische Universität München (TUM) und die Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH (GGH) Heidelberg realisieren im Rahmen des Strategiedialogs ein gemeinsames Forschungsprojekt über minimalinvasive Sanierungsansätze für die ganzheitliche, nachhaltige Transformation des Wohnungsbaubestandes. Im Mittelpunkt steht die Praxiserprobung einfacher Lösungen unter Berücksichtigung der tatsächlich im Betrieb gemessenen Energieverbräuche. Dafür werden an sieben baugleichen Häusern der GGH im Quartier Pfaffengrund in Heidelberg unterschiedliche Sanierungsmaßnahmen umgesetzt und von der Forschungsgruppe “Einfach Bauen“ der TU München durch ein Energieverbrauchs-Monitoring vor und nach der Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen begleitet. Durch den Vergleich, zwischen dem in der Planungsphase prognostizierten und im tatsächlichen Betrieb gemessenen Energieverbrauch sollen Rückschlüsse gezogen werden können, die in eine ganzheitliche Bilanz der einzelnen Maßnahmen einfließen. Als Referenzvariante dient eine Vollsanierung nach dem EH-55-Standard.
Vergleichbare sanierungsbedürftige Häuser der 50er- und 60er-Jahre sind in Deutschland weitverbreitete Gebäudetypologien. Eine Skalierung der Ergebnisse ist deshalb vielversprechend.
Für das Monitoring haben die Wissenschaftler der TU München bereits einzelne Wohnungen mit Messboxen ausgestattet und bereits ein erstes Verbrauchsmonitoring des Ist-Zustandes durchgeführt. Diese sollen neben den zentralen Ergebnissen aus den jährlichen Heizkostenabrechnungen wichtige Daten zur Entwicklung des Raumklimas hinsichtlich Raumtemperatur und Luftwechselzahl ermöglichen.
Modellprojekt zu einfachen Sanierungsstrategien der TU München und GGH Heidelberg
Nächste Schritte
„Es muss nicht immer der Top-Standard sein, der viel kostet. Die Auswahl der Maßnahmen erfolgt technologieoffen und sollte in der Breite den höchsten Nutzen bringen. Durch das Modellprojekt im Pfaffengrund erhoffen wir uns weitere Erkenntnisse dazu und zukunftsfähige sowie nutzerfreundliche Lösungsansätze“, so Bresinski.
Die Baumaßnahme der ersten und minimalsten Sanierungsvariante, welche die Ergänzung einer Dämmung zum Keller und den Austausch der Fenster in Wohnzimmern umfasst, hat bereits im Sommer 2024 begonnen und wird mit Jahreswechsel 2024/25 finalisiert. Für die Planung, Ausschreibung, Bauleitung und Umsetzung der Sanierungsmaßnahmen ist die GGH Heidelberg verantwortlich. Das Monitoring wird voraussichtlich in der jetzigen Heizperiode wieder aufgenommen, sodass es im Frühjahr 2025 möglich sein wird, die Ergebnisse der thermischen Simulation durch gemessene Verbrauchswerte zu ersetzen. Im Zuge dessen können erste Aussagen zum ‘Rebound-Effekt’ getroffen werden, welcher das Phänomen beschreibt, dass einzelne Maßnahmen einer energetischen Sanierung den Energieverbrauch eines Haushalts ansteigen lassen können. Dies liegt daran, dass sich höhere Komfortansprüche einstellen, da Heizkosten ein nebensächlicher Aspekt werden. Das Nutzungsverhalten hat im Zusammenhang mit dem Heizenergiebedarf somit eine zentrale Bedeutung.
Eine Meta-Analyse im Auftrag des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung [BBSR] (2019) hat den großen Einfluss der Nutzer*innen auf den Energieverbrauch bestätigt. Auch der Messzeitraum vor der Sanierung in Pfaffengrund hat ergeben, dass der Heizenergiebedarf der einzelnen Nutzer*innen stark variiert (= große Streuung des Wärmebedarfs). In der Simulation zur Berechnung der energetischen Einsparpotenziale durch die Sanierungsmaßnahmen werden daher als nutzungsbedingte Variablen die mittlere Raumtemperatur (Raumtemperatur und Teilbeheizung), das Lüftungsverhalten und die internen Wärmequellen berücksichtigt.
Im Zuge der Baumaßnahmen wird ebenfalls die Mietpreiserhöhung der einzelnen Sanierungsstrategien in die Auswertung einfließen. Ein Zwischenbericht zum Modellvorhaben wurde Ende Dezember 2024 vom Projektteam der TU München erstellt, welcher hier in voller Länge einsehbar ist.
Zwischen Bericht Projekt Heidelberg
Zwischenbericht_EinfachSanieren.pdf (1.8 MB)
Finanziert aus Landesmitteln, die der Landtag Baden-Württemberg beschlossen hat. Gefördert im Rahmen des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“.
Weitere Informationen zum Projekt: Einfach (Um-)bauen und Sanieren
Eckdaten
Antragsteller: Technische Universität München
Projektbeteiligte: Gesellschaft für Grund- und Hausbesitz mbH Heidelberg
Projektzeitraum: September 2023 – Dezember 2025