Vorstellung der ersten agilen Arbeitsgruppen

Zum Auftakt des Strategiedialogs „Bezahlbares Wohnen und innovatives Bauen“ im Sommer 2022 diskutierten mehr als 150 Expertinnen und Experten über die wichtigsten Herausforderungen des Planens, Bauens und Wohnens in Baden-Württemberg. Sie identifizierten Themenfelder und erarbeiteten vordringliche Handlungserfordernisse. Diese Themen werden in kleineren, handlungsfähigen Einheiten, den sogenannten agilen Arbeitsgruppen, weiterbearbeitet. Die ersten sechs agilen Arbeitsgruppen haben noch Ende 2022 ihre Arbeit aufgenommen.

Aufgaben der agilen Arbeitsgruppen

Die agilen Arbeitsgruppen sind das Herzstück des Strategiedialogs. Die Zusammensetzung der Teilnehmer ist so gewählt, dass in angemessener Zeit bestmögliche Ergebnisse erzielt werden können. Maßgeblich für die Besetzung und die Dauer ihres Einsatzes ist die Orientierung an der jeweiligen, konkreten Aufgabenstellung und nicht an starren Prinzipien. Zu diesem Zweck werden handlungsfähige „Arbeitsgrößen“ angestrebt. Mehr zu den agilen Arbeitsgruppen und weiteren Gremien des Strategiedialogs finden Sie hier. Zu Beginn des Strategiedialogs konzentrieren sich die ersten Arbeitsgruppen auf wesentliche Herausforderungen der jeweiligen Themensäulen. Weitere Arbeitsgruppen werden kontinuierlich ihre Arbeit aufnehmen.

AG 1.1. „Kommunaler Werkzeugkasten“

Die Schaffung und Sicherstellung von bezahlbarem Wohnraum ist insbesondere für Kommunen derzeit eine enorme Herausforderung. Dabei haben die Städte, Kreise und Gemeinden verschiedene Möglichkeiten, ordnungsrechtlich und vertragsrechtlich zu steuern. Welche Wirkgefüge unter welchen Rahmenbedingungen zu bezahlbarem Wohnraum führen, soll anhand von Fallbeispielen in der agilen Arbeitsgruppe erarbeitet und in eine Handreichung für Kommunen überführt werden. Ebenfalls im Blick sind erfolgreiche Projekte der privaten Wohnungsbau- und Immobilienwirtschaft. Die Schaffung bezahlbaren Wohnraums wird als gemeinsamer Auftrag der Kommunen und der Marktakteure verstanden.

AG 2.1 „Kreislaufwirtschaft“

Die Arbeitsgruppe wird im Hinblick auf Ressourcen- und Klimaschutz das Potential der Kreislaufwirtschaft beim innovativen und ökologischen Bauen und Sanieren in den Blick nehmen. Neben der ganzheitlichen Betrachtung des Lebenszyklus von Gebäuden liegt der Fokus auf dem Recycling von Baustoffen und der Wiederverwendung von Bauprodukten, aber auch auf der Grundlagenarbeit, wie beispielsweise der Definition zentraler Begriffe und Konzepte. Die Arbeitsgruppe wird pragmatische Lösungsvorschläge zum Einstieg in das kreislauffähige Bauen erarbeiten. Besonderes Augenmerk soll hierbei auf Bezahlbarkeit und Komplexitätsreduktion gelegt werden.

AG 2.2. „Einfach (Um)Bauen und Sanieren

Um den Zielkonflikt zwischen der Reduktion des CO₂-Fußabdrucks der Baubranche und der Bezahlbarkeit von Bauvorhaben aufzulösen, liegt ein Ansatz darin, wieder einfacher zu bauen und einfacher zu sanieren. Um das einfache – oder besser: vereinfachte – Bauen und Sanieren mittelfristig stärker im Bausektor zu verankern, wird diese agile Arbeitsgruppe Modelltypologien für bereits jetzt mögliche Anwendungsfälle identifizieren und anschließend in konkrete Projektvorschläge überführen

AG 3.1. „Wissenstransfer, Vernetzung und Austausch

Viele Lösungen für den bezahlbaren und nachhaltigen Gebäudebau scheitern nicht etwa an der Regulatorik, sondern weil sie zu unbekannt oder noch nicht rentabel genug sind. Die Folge: Innovationen und Best Practices kommen nicht in der Breite an. Dies betrifft alle Phasen des Bauens – von der Planung über die Ausführung bis hin zu Abbruch und Rezyklierung. Zur Stärkung des Forschung-zu-Praxis- als auch des Praxis-zu-Praxis-Wissenstransfers bedarf es zielgruppenspezifischer Übersetzungsleistungen und der Identifikation und ggf. Konzeption innovativer Austauschformate. In der agilen Arbeitsgruppe „Wissenstransfer“ sollen hierfür mögliche Lösungen erarbeitet werden.

AG 3.2. „Fachkräftesicherung, Aus-, Fort- und Weiterbildung

Der Fachkräftemangel gilt als eine der größten Herausforderungen für die wirtschaftliche Entwicklung. Auf den Bausektor trifft dies auf multiple Weise zu. Es fehlt an Planerinnen und Planern, Handwerkerinnen und Handwerkern, Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern. Kurz: Vom Reißbrett bis zur Schaufel fehlt Personal. Dabei ist absehbar, dass sich der Trend verstetigen und in absehbarer Zukunft eine geringere Anzahl an Fachkräften auf dem Arbeitsmarkt verfügbar sein wird. Die Frage, wie bei tendenziell sinkender Personalstärke sowohl das bestehende Niveau und gleichzeitig die Produktivität stabil gehalten werden kann, wird innerhalb dieser agilen Arbeitsgruppe adressiert. Sie wird die Schwerpunkte auf die Bereiche berufliche und akademische Ausbildung im Hinblick auf Lehrinhalte und Attraktivität legen sowie auf Aspekte der Fort- und Weiterbildung.

AG 3.3. „Innovative Produkte, Prozesse und Technologien – Hochskalieren: Vom Piloten in die Fläche“:

Innovative Produkte, Technologien, aber auch die Kenntnis effizienter Prozesse und Abläufe ist vielfach vorhanden. Innovationen, insbesondere aus dem Digitalisierungsbereich, haben das Potenzial, Planungs- und Bauprozesse ressourcenschonend entlang der Dimensionen Zeit, Kosten und Material zu gestalten und damit auf die Ziele Bezahlbarkeit und Nachhaltigkeit einzuzahlen.  Doch Innovationen halten oftmals keinen Einzug in die Baupraxis. Die agile Arbeitsgruppe wird die Ursachen für den Innovationsstau nacheinander identifizieren – sowohl prozessbezogen in den einzelnen Gewerken als auch prozessübergreifend entlang der gesamten Wertschöpfungskette und jeweils Lösungsansätze entwickeln, wie Innovationen in die Fläche gelangen können.

Ausblick

Nachdem sich die ersten agilen Arbeitsgruppen des Strategiedialogs konstituiert haben, starten sie nun in die Arbeitsphase. Ihre weiteren Aktivitäten und kommenden Schritte hin zu konkreten Ergebnissen sind bereits in der Planung. Dafür arbeiten sie agil. Die Zusammensetzung der agilen Arbeitsgruppen, ihr zeitlicher Rahmen oder ihr Weg kann sich also, falls inhaltlich erforderlich, ändern.